ARCHITEKTURBÜRO PLANWERK 3
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"Nullenergiehaus" in Enkenbach-Alsenborn wird wissenschaftlich begleitet. Es ist Energie sparend und Ressourcen schonend, ökologisch und baubiologisch und vermittelt zudem ein gesundes Wohnklima - das Solarwohnhaus. Im westpfälzischen Enkenbach-Alsenborn steht ein besonderes Exemplar eines solchen Niedrigenergiehauses: Laut Architekt Wilfried Emmer vom Architekturbüro Planwerk 3 handelt es sich dabei um ein "Nullenergiehaus". Mit anderen Worten: Es wird mehr Energie erzeugt als tatsächlich verbraucht wird.
Hightech-Haustechnik macht es möglich: Von der Dämmung über die Heizung bis zu den Sonnenkollektoren ist alles auf ein Bauen und Wohnen mit der Sonne hin ausgerichtet. Das gesamte System basiert auf einer 52 Quadratmeter großen Kollektorfläche auf dem Dach, "die größte privat genutzte in der Umgebung", wie Bauherr Bernhard Braun versichert.
Dank der neuartigen "Sandler-Technik" kann sie die gesamte Wärmeversorgung des Hauses übernehmen.
Bei dieser Technik, die mit dem diesjährigen Bundesinnovationspreis ausgezeichnet wurde,
handelt es sich im wesentlichen um einen Plattenwärmetauscher, der mit einem Volumen von insgesamt
1600 Liter das Warmwasser speichert und es bei Bedarf direkt abgeben kann. Das hat auch eine verbesserte
Wasserqualität zur Folge: "Die Bakterienbelastung wird gemindert, weil man das Wasser nicht mehr in
großen Massen temperieren muss", erläutert Solarberater Rainer Gaukler von der Firma Wiga Energietechnik.
Gleichzeitig könne man damit die Fußbodenheizung direkt ansteuern.
Daneben zielen noch weitere Elemente des Nullenergiehauses auf eine angenehme Klimatisierung der Räume ab:
Durch eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit einem Kreuzwärmetauscher werden 93 Prozent der Abwärme
aus der Luft zurück gewonnen und den beheizten Räumen wieder zugeführt, massive Holzblocktafeln
in den Außenwänden sammeln Wärme und garantieren gute Dämmwerte.
Ein weiterer Pluspunkt für die Umwelt ist ein Speicher von 12.500 Litern, der Regenwasser sammelt,
welches man dann für Waschmaschine und Toilette benutzen kann. Geht das Wasser einmal aus,
soll automatisch auf Trinkwassernachspeisung umgestellt werden.
Wie sieht es aber mit den Kosten aus?
"Das Projekt ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden", räumt Bauherr Braun ein.
Zwar habe er einen "kleinen Zuschuss" von 250 Mark pro Quadratmeter für eine Photovoltaikanlage
und die Kollektorfläche von Bund und Kommune erhalten, eine Rentabilität stelle sich jedoch
erst nach 16 bis 18 Jahren ein.
Sparfaktoren wie Wasser- oder Stromverbrauch bewegen sich bereits jetzt im Idealfall an der Nullgrenze,
denn eine 4400 Watt starke Photovoltaikanlage sorgt für eine Umwandlung des gebündelten Sonnenlichts
in elektrische Energie, die wiederum ins Stromnetz eingespeist und für 99 Pfennig pro Kilowattstunde
vergütet wird. Kosten hin oder her - Bernhard Braun ging es vor allem darum, "etwas für die Umwelt
zu tun, gesünder zu wohnen und gleichzeitig an die Zukunft zu denken".
Unter der Leitung von Rolf Merz vom Fachbereich Elektrotechnik an der Universität Kaiserslautern soll
das Projekt Nullenergiehaus in Zukunft wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden.
"Noch steckt die Ingenieursleistung hier in den Kinderschuhen, aber ich bin überzeugt,
dass sich da noch viel tut", kommentiert Emmer die zukünftige Kooperation.
Von unserer Mitarbeiterin: Sibille Tillschneider
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Freitag, 4. Aug. 2000
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